Der Besuch
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zMisplaced [Admin use ONLY] › german-celeb-Pet Shop Boys
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Adult
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Disclaimer:
This is a work of fiction. I do not know the celebrity I am writing about. I do not make any money from the writing of this story.
Der Besuch
Am späten Nachmittag eines Dienstags Mitte Juni saß Neil auf der Rückbank eines black cabs und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Zunächst hatte der Fahrer, ein gutgelaunter Inder Anfang Zwanzig, noch versucht ein lockeres Gespräch über das Wetter und die bevorstehenden Wahlen in Gang zu bringen, aber nachdem Neil meist gar nicht und wenn nur äußerst einsilbig geantwortet hatte, hatte er es aufgegeben und nun tönte nur noch leise "Time will crawl" von David Bowie aus dem Radio.
Neil war so sehr in seine düstern Gedanken versunken, dass er kaum den regen Verkehr der Rush hour bemerkte, der sich nur stockend über den Fulham Broadway schob. Er fühlte sich seltsam nervös, denn er war auf dem Weg ins St. Mary's Hospital, um dort seinen alten Schulfreund Jeff zu besuchen. Er hatte vor etwa drei Jahren erfahren, dass es HIV-positiv war, nachdem er mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden war, die sein Hausarzt fälschlicherweise als Bronchitis abgetan hatte. Neil schloss kurz die Augen; noch immer konnte er Jeffs tränenerstickte Stimme hören, mit der er ihm von seiner Diagnose erzählt hatte. Ein kurzes Bekenntnis, das jedoch auch ihn mehr als schockiert und ihm einen Teil seiner scheinbaren Sicherheit genommen hatte. Und noch immer sah in Momenten wie diesem Jeffs blasses Gesicht, in welchem sich vor all den Jahren tiefstes Entsetzen und Panik gespiegelt hatten, vor sich und spürte die gleiche eisige Leere, die ihn schon damals gelähmt hatte. Denn auch er hatte Angst; Angst davor einen seiner besten Freunde zu verlieren, den Kameraden seiner Schulzeit, der mit ihm zusammen Theater gespielt und die Sportstunden geschwänzt hatte und zugleich einen der wenigen Menschen, die ihn schon immer vorbehaltlos akzeptiert hatten. Mit Jeff hatte er damals gesprochen als er sich mit 18 zum ersten Mal wirklich verliebt hatte - in den neuen Mitschüler mit den schwarzen Locken, der im Schulorchester ebenfalls Cello spielt und deshalb bei den Proben immer neben ihm saß. Jeff hatte es schon immer gewusst, aber er hatte nie über ihn gelacht.
Trotz allem musste Neil lächeln - all die Erinnerungen an verregnete Nachmittage in der Bibliothek, an die Songs, die sie gemeinsam für ihre Band Dust komponiert hatten; an geheime Gespräche und billigen Wein.
Ihre Jugend als Außenseiter in North Shields, in London waren sie dann später erwachsen geworden, zwar eng miteinander verbunden, aber doch mit getrennten Leben.
Manchmal hatte er Gefühl als habe seins erst gerade richtig begonnen, mit den ganzen beruflichen Veränderungen, dem Erfolg und dem Wissen, endlich das erreicht zu haben, wovon er schon als Teenager geträumt hatte. Endlich hatte sein Leben begonnen so zu funktionieren, wie er sich insgeheim immer erhofft hatte und da sollte sich Jeffs schon unbarmherzig und unumkehrbar dem Ende nähren? Eine Tatsache, der er hilflos und wie gelähmt gegenüberstand.
Erst als der Fahrer sich zu ihm umdrehte und ihn ansprach, wurde er zurück in die Realität gerissen. Leicht irritiert blickte er sich um; das Klinikgebäude lag direkt vor ihm und sowohl der leuchtend blaue Himmel als auch der warme Sonnenschein kamen ihm seltsam fehl am Platze vor. Wolken, heftige Windböen und Regen hätten seinem düstern Gemütszustand viel eher entsprochen.
Er zahlte und nachdem das Taxi die Einfahrt entlang gefahren und er wieder allein war, ging er langsam und mit einem unguten Gefühl durch das Eingangsportal und in die Halle, in der Patienten und Besucher gleichermaßen saßen. Er schritt durch lange, schlecht beleuchtete Gänge und schließlich das enge Treppenhaus hinauf in die dritte Etage, wo Jeff in einem recht komfortablen Einzelzimmer, an unzählige Maschinen und Schläuche angeschlossen, auf ihn warten würde.
Mit der Zeit waren seine Besuche bei Jeff zu einem regelrechten Ritual geworden - beide hatten sie mittlerweile einen eigenartigen Humor entwickelt, der ihnen ermöglichte trotz aller Hoffnungslosigkeit noch Tränen zu lachen, aber selbst das machte sie nicht zur Routine.
Er hätte nicht einmal mehr sagen können, wie oft er den Weg durch die verschachtelten Korridore der verschiedenen Stationen schon gegangen war. Früher hatte er jedes Mal von Neuem gehofft, dass es Jeff bald besser gehen würde, aber nun wusste er, dass es lediglich eine Illusion gewesen war, die schon lange der Vergangenheit angehörte. Er war nun nur noch traurig und wütend, wenn er durch die düstern Gänge schritt, denn er war sich bewusst, dass es Jeff bei jedem seiner Besuche ein klein wenig schlechter gehen würde. Horrorszenarien konnte er sich genug vorstellen: Jeff bewusstlos und bleich in mitten der Kissen, die ihn zu erdrücken drohten, an ein Beamtmungsgerät angeschlossen. Jeff, der ihn nicht erkennen konnten, weil er sein Sehvermögen verloren hatte.
Erneut spürte Neil, wie ihm Tränen in die Augen stiegen und er biss hart die Zähne zusammen, um nicht schon wieder weinen zu müssen.
Was hatte die Krankheit nur aus Jeff gemacht! Er war abgemagert und kaum mehr in der Lage ein paar Schritte ohne fremde Hilfe zu gehen. Dabei war Jeff früher sehr attraktiv gewesen und sein athletischer Körperbau und die breiten Schultern hatten ihm selbst schon als Jungen ein robustes Aussehen verliehen. Inzwischen waren jedoch selbst seine ehemals vollen braunen Haare, die ihm immer widerspenstig in die Stirn gefallen waren, nach unzähligen Chemotherapien grau und schütter geworden.
Neil war stehergeblieben. Er hatte sein Ziel erreicht und starrte nun unschlüssig auf die Tür vor ihm. Er konnte sie nicht einfach öffnen und zu Jeff hineingehen.
Jetzt nicht, noch nicht, denn jedes Mal fiel es ihm schwerer die Türschwelle zu überschreiten. Zu sehen, wie sein Freund immer schwächer wurde und ihn mit dem Wissen besuchen zu müssen, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gab, nie wirklich gegeben hatte, war beinahe mehr als er ertragen konnte. Zudem nahm ihm seit einiger Zeit eine neue Angst den Atem, wenn er so unschlüssig auf dem Gang vor Jeffs Zimmer auf-und-ab ging. Die Angst nämlich, dass er zu spät kam und Jeff nie wieder sehen würde.
Er lehnte sich gegen die Wand und Tränen liefen heiß über seine Wangen, doch dann fuhr er sich energisch über die Augen und wischte sie fort. Er wollte nicht daran denken und außerdem sollte Jeff nicht sehen, wie schrecklich er sich fühlte. Er holte tief Luft und klopfte kurz an, bevor er endlich die Tür aufstieß.
"Hallo Jeff. Ich bin's, Neil."
Seine Stimme klang fröhlich und unbeschwert bei jenen Worten und er lächelte sogar.
Neil war so sehr in seine düstern Gedanken versunken, dass er kaum den regen Verkehr der Rush hour bemerkte, der sich nur stockend über den Fulham Broadway schob. Er fühlte sich seltsam nervös, denn er war auf dem Weg ins St. Mary's Hospital, um dort seinen alten Schulfreund Jeff zu besuchen. Er hatte vor etwa drei Jahren erfahren, dass es HIV-positiv war, nachdem er mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden war, die sein Hausarzt fälschlicherweise als Bronchitis abgetan hatte. Neil schloss kurz die Augen; noch immer konnte er Jeffs tränenerstickte Stimme hören, mit der er ihm von seiner Diagnose erzählt hatte. Ein kurzes Bekenntnis, das jedoch auch ihn mehr als schockiert und ihm einen Teil seiner scheinbaren Sicherheit genommen hatte. Und noch immer sah in Momenten wie diesem Jeffs blasses Gesicht, in welchem sich vor all den Jahren tiefstes Entsetzen und Panik gespiegelt hatten, vor sich und spürte die gleiche eisige Leere, die ihn schon damals gelähmt hatte. Denn auch er hatte Angst; Angst davor einen seiner besten Freunde zu verlieren, den Kameraden seiner Schulzeit, der mit ihm zusammen Theater gespielt und die Sportstunden geschwänzt hatte und zugleich einen der wenigen Menschen, die ihn schon immer vorbehaltlos akzeptiert hatten. Mit Jeff hatte er damals gesprochen als er sich mit 18 zum ersten Mal wirklich verliebt hatte - in den neuen Mitschüler mit den schwarzen Locken, der im Schulorchester ebenfalls Cello spielt und deshalb bei den Proben immer neben ihm saß. Jeff hatte es schon immer gewusst, aber er hatte nie über ihn gelacht.
Trotz allem musste Neil lächeln - all die Erinnerungen an verregnete Nachmittage in der Bibliothek, an die Songs, die sie gemeinsam für ihre Band Dust komponiert hatten; an geheime Gespräche und billigen Wein.
Ihre Jugend als Außenseiter in North Shields, in London waren sie dann später erwachsen geworden, zwar eng miteinander verbunden, aber doch mit getrennten Leben.
Manchmal hatte er Gefühl als habe seins erst gerade richtig begonnen, mit den ganzen beruflichen Veränderungen, dem Erfolg und dem Wissen, endlich das erreicht zu haben, wovon er schon als Teenager geträumt hatte. Endlich hatte sein Leben begonnen so zu funktionieren, wie er sich insgeheim immer erhofft hatte und da sollte sich Jeffs schon unbarmherzig und unumkehrbar dem Ende nähren? Eine Tatsache, der er hilflos und wie gelähmt gegenüberstand.
Erst als der Fahrer sich zu ihm umdrehte und ihn ansprach, wurde er zurück in die Realität gerissen. Leicht irritiert blickte er sich um; das Klinikgebäude lag direkt vor ihm und sowohl der leuchtend blaue Himmel als auch der warme Sonnenschein kamen ihm seltsam fehl am Platze vor. Wolken, heftige Windböen und Regen hätten seinem düstern Gemütszustand viel eher entsprochen.
Er zahlte und nachdem das Taxi die Einfahrt entlang gefahren und er wieder allein war, ging er langsam und mit einem unguten Gefühl durch das Eingangsportal und in die Halle, in der Patienten und Besucher gleichermaßen saßen. Er schritt durch lange, schlecht beleuchtete Gänge und schließlich das enge Treppenhaus hinauf in die dritte Etage, wo Jeff in einem recht komfortablen Einzelzimmer, an unzählige Maschinen und Schläuche angeschlossen, auf ihn warten würde.
Mit der Zeit waren seine Besuche bei Jeff zu einem regelrechten Ritual geworden - beide hatten sie mittlerweile einen eigenartigen Humor entwickelt, der ihnen ermöglichte trotz aller Hoffnungslosigkeit noch Tränen zu lachen, aber selbst das machte sie nicht zur Routine.
Er hätte nicht einmal mehr sagen können, wie oft er den Weg durch die verschachtelten Korridore der verschiedenen Stationen schon gegangen war. Früher hatte er jedes Mal von Neuem gehofft, dass es Jeff bald besser gehen würde, aber nun wusste er, dass es lediglich eine Illusion gewesen war, die schon lange der Vergangenheit angehörte. Er war nun nur noch traurig und wütend, wenn er durch die düstern Gänge schritt, denn er war sich bewusst, dass es Jeff bei jedem seiner Besuche ein klein wenig schlechter gehen würde. Horrorszenarien konnte er sich genug vorstellen: Jeff bewusstlos und bleich in mitten der Kissen, die ihn zu erdrücken drohten, an ein Beamtmungsgerät angeschlossen. Jeff, der ihn nicht erkennen konnten, weil er sein Sehvermögen verloren hatte.
Erneut spürte Neil, wie ihm Tränen in die Augen stiegen und er biss hart die Zähne zusammen, um nicht schon wieder weinen zu müssen.
Was hatte die Krankheit nur aus Jeff gemacht! Er war abgemagert und kaum mehr in der Lage ein paar Schritte ohne fremde Hilfe zu gehen. Dabei war Jeff früher sehr attraktiv gewesen und sein athletischer Körperbau und die breiten Schultern hatten ihm selbst schon als Jungen ein robustes Aussehen verliehen. Inzwischen waren jedoch selbst seine ehemals vollen braunen Haare, die ihm immer widerspenstig in die Stirn gefallen waren, nach unzähligen Chemotherapien grau und schütter geworden.
Neil war stehergeblieben. Er hatte sein Ziel erreicht und starrte nun unschlüssig auf die Tür vor ihm. Er konnte sie nicht einfach öffnen und zu Jeff hineingehen.
Jetzt nicht, noch nicht, denn jedes Mal fiel es ihm schwerer die Türschwelle zu überschreiten. Zu sehen, wie sein Freund immer schwächer wurde und ihn mit dem Wissen besuchen zu müssen, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gab, nie wirklich gegeben hatte, war beinahe mehr als er ertragen konnte. Zudem nahm ihm seit einiger Zeit eine neue Angst den Atem, wenn er so unschlüssig auf dem Gang vor Jeffs Zimmer auf-und-ab ging. Die Angst nämlich, dass er zu spät kam und Jeff nie wieder sehen würde.
Er lehnte sich gegen die Wand und Tränen liefen heiß über seine Wangen, doch dann fuhr er sich energisch über die Augen und wischte sie fort. Er wollte nicht daran denken und außerdem sollte Jeff nicht sehen, wie schrecklich er sich fühlte. Er holte tief Luft und klopfte kurz an, bevor er endlich die Tür aufstieß.
"Hallo Jeff. Ich bin's, Neil."
Seine Stimme klang fröhlich und unbeschwert bei jenen Worten und er lächelte sogar.